Mithilfe der Coaching-Karten „Der Tod, ich und das Leben“ von Melike Bilbey, die zur Trauerbewältigung und (für mich ganz wichtig) auch für die Einzelarbeit genutzt werden können, möchte ich in diesem Jahr einen ersten Schritt gehen, um vergangene Erlebnisse nebst dazugehöriger Verhaltensweisen und Reaktionen zu reflektieren und tiefsitzende Traumata zu verstehen und allmählich aufzulösen.
Unterteilt sind die Karten in die vier Kategorien Wahrnehmen, Erinnern, Stärken und Schöpfen. Auf jeder Karte steht eine Frage, die es zu beantworten gilt. Im Februar habe ich mich mit folgenden Fragen beschäftigt:
Wahrnehmen
Was vermisst du?
Seit Ms Tod vermisse ich von Jahr zu Jahr mehr die einstige Leichtigkeit in meinem Leben. Es ist definitiv etwas Wahres dran an der Aussage „Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude“. In diesem Jahr möchte ich damit beginnen, mir die Leichtigkeit sukzessive zurückzuholen.
Erinnern
Was würde der geliebte Mensch jetzt zu dir sagen?
M würde sagen, dass er eine neue Idee für die Firma, einen coolen Oldtimer gefunden oder einen interessanten Podcast entdeckt hat, und fragen, ob wir darüber während eines langen Spaziergangs (mit Kind und Hund) sprechen wollen. Ich würde sofort zustimmen, da ich unsere gemeinsamen Spaziergänge immer sehr mochte.
Zum aktuellen Weltgeschehen hätte M sich zudem intensiv informiert, mit anderen ausgetauscht und mir seine Erkenntnisse und Eindrücke weitergegeben.
Stärken
Was kannst du tun, um dich besser zu fühlen?
Salopp gesagt: Weitermachen. Aufgeben und den Kopf hängen lassen ist und war seit Ms Tod nie eine Option. Vor viereinhalb Jahren waren Prinzi und L von mir abhängig, heute sind es Elli, Waltraud und L. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass es mir, L und allen Menschen und Tieren in unserem Umfeld gut geht. Ich weiß, dass ich gebraucht werde. Dieses Gefühl gibt mir Kraft und hält mich aufrecht.
Um selbst stabil und gesund zu bleiben, versüße ich mir den Alltag mit kleinen Dingen. Das kann ein gutes Buch, eine spannende Serie, etwas Leckeres zu essen oder ein schöner Ausflug mit Freund*innen sein.
Für ein besseres Lebensgefühl hat mir die Entscheidung geholfen, mich weitestgehend von täglichen Nachrichten oder Social Media fernzuhalten. Beides bietet mir keinen Mehrwert. In den Nachrichten wird sich ausnahmslos auf alles Furchtbare in der Welt konzentriert, auf Social Media wird jede Person wegen einer Meinungsäußerung mit Hasskommentaren überschüttet.
Schöpfen
Für was bist du heute dankbar?
Ich bin dankbar, die Möglichkeit gehabt zu haben, M näher kennenzulernen. Wir hatten sieben sehr schöne und anderthalb sehr herausfordernde gemeinsame Jahre. Ohne M wäre ich heute definitiv eine andere Person.
Für unsere kleine L bin ich M ebenfalls sehr dankbar. L ist der Grund, weshalb ich nach Ms Tod weitergemacht habe. Ich hätte es mir nie verziehen, sie im Stich zu lassen und mich komplett in meiner Trauer zu verlieren.
Für meinen aktuellen Arbeitsplatz bin ich dankbar. Es ist nicht immer leicht, es gibt Höhen und Tiefen und dennoch macht es die meiste Zeit des Jahres großen Spaß, mit dem Team zusammenzuarbeiten und Neues zu erschaffen.
Ich bin dankbar, vor einigen Jahren den Mut gefunden zu haben, mich ins Auto zu setzen und überall hinzufahren. Ohne Ms Hilfe und guten Zuspruch würde ich mich bis heute nicht trauen, lange Strecken mit dem Auto zurückzulegen.

So wichtige Gedanken. Ich will gar nicht zu viel dazu sagen, es sind deine Momente und dein Weg zu verarbeiten. Es ist gut und wichtig und wird dennoch nie einfach sein. Fühl dich gedrückt.
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Ich danke dir. 🙂
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