Mein Weg durch die Trauer 

Trauerarbeit

Mithilfe der Coaching-Karten „Der Tod, ich und das Leben“ von Melike Bilbey, die zur Trauerbewältigung und (für mich ganz wichtig) auch für die Einzelarbeit genutzt werden können, möchte ich erste Schritte gehen, um vergangene Erlebnisse nebst dazugehöriger Verhaltensweisen und Reaktionen zu reflektieren und tiefsitzende Traumata zu verstehen und allmählich aufzulösen.

Unterteilt sind die Karten in die vier Kategorien Wahrnehmen, Erinnern, Stärken und Schöpfen. Auf jeder Karte steht eine Frage, die es zu beantworten gilt. Im sechsten Monat des Jahres habe ich mich mit folgenden Fragen beschäftigt:

Wahrnehmen
Was macht dir Angst?
Diese Frage ist für mich sehr wichtig und relevant, denn es gibt einige Dinge, vor denen ich (große) Angst habe. 
Ich habe beispielsweise Angst davor, von jetzt auf gleich wegen einer unentdeckten Krankheit oder vor Erschöpfung tot umzufallen. Einhergeht diese Angst mit der Sorge, dass mein plötzliches Ableben eintritt, bevor L volljährig ist und für sich alleine sorgen kann. Die Vorstellung, ich könnte auf der Autobahn, die ich mehrmals wöchentlich aus beruflichen Gründen passiere, in einen Unfall verwickelt und tödlich verletzt werden, ist präsent.  
Zudem habe ich Angst davor, dass meine L stirbt. Ich weiß nicht, ob ich ihren Verlust je überwinden könnte.
Die aktuelle Weltlage bereitet mir ebenfalls große Sorgen. Es brodelt an jeder Ecke. Ich wäre nicht überrascht, wenn der nächste Krieg, in den auch Deutschland verwickelt wäre, bereits unmittelbar bevorsteht. Auch wenn ich mich nach wie vor als (Über-)Lebenskünstlerin betrachte, habe ich Angst davor, wie unser Leben aussehen würde, bräche in Kürze ein Krieg aus.

Erinnern
Was, glaubst du, hat der geliebte Mensch an dir bewundert?
Ich habe ein eher ruhiges Naturell und kann selbst in Extremsituationen, von denen es während unserer gemeinsamen achteinhalb Jahre so einige gab, die Ruhe bewahren und aufsteigende Panik mit mir selbst ausmachen, ohne dass Außenstehende davon Wind bekommen.
M und ich haben uns beispielsweise zweimal in den Bergen im europäischen Ausland verlaufen. Einmal benötigten wir sogar die Hilfe der Bergrettung. Im Nachgang fand ich heraus, dass wir uns in Lebensgefahr befanden, als sich bedrohlich muhende Kühe schnell näherten. Diese waren vor allen Dingen über Prinzis Anwesenheit überhaupt nicht erfreut und durchaus bereit, die Herde zu schützen. (Im Übrigen sterben jährlich etwa ein halbes Dutzend Wandernde durch Kuhangriffe.) 
Diese äußerliche Ruhe könnte also durchaus eine Eigenschaft sein, die M an mir bewundert hat. Schließlich habe ich meine Energie lieber darauf verwendet, bestmögliche Lösungen zu finden, um aus der unangenehmen Situation wieder (lebend) herauszukommen.
Es ist gut möglich, dass M auch meine schnelle Begeisterungsfähigkeit mochte. Diese befindet sich allerdings nach wie vor auf der Schwelle zu Naivität. Ich mochte es immer sehr, mit M gemeinsam Pläne zu schmieden und ihn bei der Verwirklichung zu unterstützen.

Stärken
Was kannst du richtig gut?
Mein erster Impuls: Nichts. Das ist sicherlich Unsinn und viel zu streng betrachtet. Dennoch habe ich das Gefühl, in vielen Bereichen ein Bisschen was zu können. Und das vermutlich auch gut. Das reicht derzeit völlig aus, um im Leben voranzukommen.

Schöpfen
Was würdest du tun, wenn heute dein letzter Tag wäre?
Ich würde allen mir am Herzen liegenden Menschen etwas Nettes sagen und mich von ihnen verabschieden. Mit L würde ich einen langen Ausflug an einen Ort machen, den wir beide unbedingt noch einmal gemeinsam besuchen möchten.

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