L und ich schliefen heute beide bis halb neun. Einziger Unterschied zwischen uns war nach dem Aufwachen die Laune. L war nämlich so schlecht gelaunt, dass sie mir innerhalb kürzester Zeit auf die Nerven ging.
Gemeinsam mit meinen Eltern frühstückten wir wenig später. Es gab wieder Croissants und Schokocappuccino für mich. L hatte kaum Hunger und aß nur ein paar Bissen.
Nach dem Essen half ich L beim Zusammenbau einiger Playmobilmöbel, die sie unbedingt für ihr Spiel brauchte. Während L eine ganze Weile lang in ihr Spiel vertieft war, konnte ich ungestört ein paar Seiten in meinem Buch lesen.
Als wir uns mittags auf den Weg zu unseren ehemaligen Vermietern C und A machen wollten und schließlich auch machten, weinte L lautstark vor Verlassen der Wohnung meiner Eltern, auf dem Weg zum Auto, während der Autofahrt und auf dem kurzen Weg vom geparkten Auto bis zur Klingel von C und A. Immer wieder brabbelte sie vor sich her, dass sie zu schüchtern sei und nicht mit wolle. Von Minute zu Minute spürte ich mehr, wie mir auf meinem Kopf graue Haare wuchsen. In solchen Momenten bin ich sehr überfordert und weiß nicht, was zu tun ist. L kennt alle Anwesenden (neben C und A auch U, E und ihre beiden Kinder K und M) schließlich schon ihr gesamtes Leben lang.
C hatte zum Glück den richtigen Riecher und zeigte L unmittelbar nach unserer Ankunft die Weihnachtsgeschenke, die der Weihnachtsmann für sie dagelassen hatte. Das sorgte zum einen für große Freude und ließ zum anderen die Tränen trocknen und L allmählich auftauen.
Somit war es allen wenig später vergönnt, in einer ruhigen Atmosphäre ein leckeres Essen zu genießen. Nach dem Dessert spielte L direkt weiter mit ihren Geschenken.
Die Stimmung kippte erst wieder während eines gemeinsamen Spaziergangs durch den Park in Richtung Spielplatz. Als L den Wasserstand der Gera sah, bekam sie innerhalb weniger Sekunden eine Panikattacke, da sie befürchtete, dieser könne sofort steigen und für eine Überschwemmung sorgen. Sie weinte noch lauter und länger als am Vormittag und hörte erst wieder auf, als ich mich mit ihr vorzeitig auf den Weg zurück in die Wohnung von C und A begab. Die anderen folgten uns eine halbe Stunde später. (Glaubte ich am Mittag, mit Ls Verhalten überfordert zu sein, war ich nun komplett ratlos. Ich verstehe ihre Angst – gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass Teile Deutschlands derzeit von Hochwasser betroffen sind. Dennoch fällt es mir gleichzeitig so schwer, ihre stellenweise unbegründete Angst und Panik vor Alles und Jedem zu tolerieren.)


In der Wohnung fühlte sich L wieder sicher und setzte ihr Spiel fort. Bevor wir alle am späten Nachmittag drei leckere Kuchen vesperten, telefonierten wir mit S, R und ihren Kindern T und J, die in diesem Jahr in Irland geblieben sind.
Und dann war es endlich soweit: K und L spielten gemeinsam miteinander und liefen mit Walkie Talkies durch die Wohnung. In geheimer Mission.
Abends waren L und ich wieder bei meinen Eltern. Wir spielten zu viert „Mensch ärgere dich nicht“, bei dem L verlor (und ich gewann). Da keiner mehr Lust hatte, mit ihr „Schwarzer Peter“ zu spielen, zog sich L weinend ins Gästezimmer zurück und war für eine ganze Weile nicht mehr ansprechbar. Nachdem sie irgendwann auch diese Enttäuschung überwunden hatte, spielte sie noch friedlich mit ihren Playmobilsets.
Gegen einundzwanzig Uhr gingen wir beide ins Gästezimmer. L durfte auf dem iPad noch ein bisschen was gucken, ich las in meinem Buch weiter. Mit einer schon wieder schlecht gelaunten L legte ich mich schließlich irgendwann schlafen.
Das war heute ein bisschen anstrengend und nicht so harmonisch wie ich es mir gewünscht hätte.
